Goodbye
- 25. Okt.
- 9 Min. Lesezeit
Zehn Jahre.
Zehn Jahre als Autorin.
Zehn Jahre Penny L. Chapman.
Ein Name, den ich mir damals gegeben habe, ohne zu ahnen, dass er mal zu einem Teil von mir selbst werden würde. Ein Name, der mir einen Raum und eine Stimme erschaffen hat.
Es war nie nur ein Job. Nie nur Bücher. Penny war ein Teil von mir. Sie war meine Stimme, mein Schutzschild, mein Kanal für alles, was in mir zu laut war, zu viel, zu rau.
Und als ich anfing, habe mich von ganz unten nach oben gekämpft. Ohne Verlag. Ohne Connections. Ohne Ahnung, wohin das alles führen würde.
Nur mit Geschichten, die wehgetan haben, weil sie echt waren. Denn sie waren ein Teil von mir. Der Teil, der nie eine Stimme hatte, der nie eine Familie hatte oder dazu gehörte.
Und ihr habt diese Geschichten gelesen, geteilt, geliebt, verteidigt.
Am Anfang wart ihr laut, wenn ich selbst leise war. Dafür danke ich euch von ganzem Herzen.
Aber in den letzten Jahren wurde es immer schwerer.
Die Sichtbarkeit wurde zum täglichen Kampf. Der Druck, präsent zu sein, mithalten zu können, zu posten, zu performen, hat mich zerfressen.
Ich wollte nur schreiben, aber irgendwann reichte das nicht mehr . Ich glaube, ich habe mehr Zeit mit Insta Reels schneiden, unterhaltsamen Beiträgen und dem ganzen Kram verbracht als zu schreiben, weil es eben so schwer wurde, noch gesehen zu werden.
.Und das, was ich so geliebt habe, wurde zu etwas, das mich innerlich erstickt hat.
2021 habe ich Maddy verloren. Und obwohl mein Herz gebrochen war, obwohl ich meine Ruhe haben wollte, eine Pause brauchte, habe ich nach zwei Wochen weitergemacht un Cruel Legacies weitergeschrieben. Nicht, weil ich konnte.
Nicht, weil ich wollte. Sondern weil ich dachte, ich müsse. Weil ich wusste, ich darf nicht ausfallen. Und ich habe es durchgezogen. Ich habe funktioniert. Bis nichts mehr ging.
Anfang 2024 kam der Moment, an dem ich es nicht mehr schönreden konnte.
Ich war leer.
Ausgebrannt.
Ich war übersättigt von all dem Druck, dem Schreiben müssen ...
Ich dachte, zwei Monate Pause reichen. Aber es reichte nicht. Denn wenn der Akku kaputt ist, hilft auch das Neuladen nicht. Was ich verloren hatte, war nicht nur Kraft. Es war mein Feuer. Eigentlich hätte es mir schon viel früher auffallen müssen, nämlich als ich gesagt habe, dass ich das Schreiben hasse. So weit war ich. Dass ich etwas, das ich mal so sehr geliebt habe, nur noch gehasst habe. Aber ich konnte nicht sehen, dass es eigentlich nicht das Schreiben, sondern der verdammte Druck war. Immer zu schauen, ob es finanziell reicht und ich alles bezahlen kann. Das Insta Content produzieren, was nie so meins war. Aber ohne Sichtbarkeit keine erfolgreiche Veröffentlichung. Also und habe weitergemacht. Natürlich.
Hab Veröffentlicht, geplant, gekämpft. Und unterdrückt, dass das Feuer weg war. Hab mir eingeredet, irgendwann nach so vielen Jahren wird man halt ... ruhiger und nicht mehr so freudig auf neue Bücher. (Wo ich es sonst kaum erwarten konnte, eine neue Geschichte zu beginnen.)
Doch ich war nicht mehr da. Und nach dem auch die Veröffentlichung von the Monsters so versackt ist, wurde aus Ich kann nicht mehr ein Ich will nicht mehr. Das war ein langer Prozess, in dem ich gerade immer noch stecke. Ein schmerzhafter Prozess, das loszulassen, was ich eigentlich tief in mir noch so sehr liebe (das Schreiben, das Teilen dieser Geschichten..)
Es tut mir besonders leid wegen der Unholy Kings.
Ich weiß, wie sehr ein paar von euch Crim und Tya lieben. Wie sehr euch Atria und die anderen ans Herz gewachsen sind und glaubt mir ...Mir geht es genauso. Ich bin selbst so gespannt auf das letzte Kapitel. Ich hätte Band 3 so gerne geschrieben....für euch, für mich.
Aber ich habe keine Energie mehr.
Es geht nicht mehr.
Und vielleicht wird es nie gehen. Auch das muss ich mir ehrlich eingestehen.
Ich weiß, dieser Cliffhanger war brutal. Ich weiß, ihr habt auf mehr gehofft.
Und das tut mir leid. Wirklich.
Aber ich muss jetzt auf mich achten. Denn mich wiederzufinden, mein Feuer, mein Leben ohne die Rolle als Autorin .... ist wichtiger als jedes offene Ende in einer Geschichte.
Ich habe so viel gegeben und dabei einen großen Teil von mir verloren.
Ich kann nicht länger geben.
Ich brauche Zeit. Und Ruhe.
Kein Instagram. Kein Posting-Druck. Kein Vergleichen, Keine Release-Deadlines.
Ich brauche das, was ich so lange verdrängt habe. Stille.
Meditation. Barfuß über nasses Gras laufen. Den Wind im Haar spüren.
Atmen.
Lachen.
Weinen, träumen.
Für mich.
Bevor ich gehe, wird es noch eine letztes kleines Goodbye geben.
Ende Oktober kommt ein letztes Halloween-Shop-Event. Ein kleines, aber so, wie Dini und ich es all die Jahre geliebt haben. Und im November kommt die letzte Höllenpost und ich bin zum letzten Mal auf einer Messe.
Die Buch Passion in Köln wird mein Abschied sein. Ich werde da sein, vielleicht ein bisschen weinen und wehmütig sein, aber mit ganz viel Liebe und wer weiß, vielleicht sehe ich dort ein paar von euch ein letztes Mal.
Ein echtes Goodbye nicht nur digital.
Ich freue mich auf jedes einzelne Gesicht, das mir noch einmal begegnet und ich hoffe, ihr wisst, wie viel mir das bedeutet.
In den letzten Jahren habe ich sehr viel gegeben. Ich habe geschrieben, geantwortet, begleitet .... auch in Momenten, in denen ich selbst kaum konnte. Viele von euch haben mir von ihren Verlusten, Ängsten, vom Leben geschrieben, und ich war da. Ich habe jede Nachricht gelesen, beantwortet, Mut gemacht. Und ich hab das gerne getan.
Aber irgendwann habe ich gemerkt ... Es kommt kaum noch etwas zurück.
Vor Veröffentlichungen bekam ich Nachrichten wie: „Ich brauch dieses Buch!“ oder „Wann kommt endlich Band 3?“ aber nach dem Release? Nichts. Kein Kommentar. Keine Nachricht. Rezensionen? Musste ich fast schon erbetteln. Ich hab so viel Herzblut in die Bücher, in alles drum herum reingesteckt, aber es fühlte sich nur noch leer an. Und irgendwann dachte ich ... Wofür eigentlich noch, wenn sich das, was ich gebe, nicht mehr wie ein Miteinander anfühlt, sondern wie ein einseitiges Abarbeiten.
Ich weiß, dass das nicht immer mit Absicht passiert. Und trotzdem ... es hat wehgetan. Ich fühlte mich irgendwann, als würde ich gegen eine Wand schreiben. Als würden meine Geschichten keine Rolle mehr spielen. Und obwohl ich all meine Energie ins Schreiben steckte, wurde es immer stiller.
Es ist nicht der einzige Grund, aber einer der wichtigsten. Denn wenn meine Arbeit nicht mehr geschätzt wird, warum sollte ich sie dann noch teilen? Warum dann noch die Mühe, der Stress, das Kämpfen? Irgendwann wurde aus leiser Enttäuschung eine laute Erkenntnis ... Ich kann nicht mehr für andere weitermachen, wenn ich selbst dabei immer leerer werde.
Ich sage das nicht aus Groll, sondern, weil es Teil meiner Wahrheit ist. Die Verbindung zu euch war all die Jahre mein Antrieb. Mein Motor, mein Benzin. Das, was mich auch in schweren Zeiten getragen hat (und klar, vielleicht war das nicht ideal) Die Rezis, die Nachrichten, das war das, was mich hat schweben lassen. Nicht im Sinne von "wie geil ich ich bin" sondern, weil ich mich zugehörig und angenommen gefühlt habe. Verbunden. Ich konnte Mut machen mit den Geschichten, denn viele haben sich darin wiedererkannt. Aber als diese Kommunikation und die Rückmeldungen wegfielen, da brach dieser Antrieb auch weg und das Gefühl, dass ich gegen eine Wand schreibe, ins Leere veröffentliche wurde immer größer.
Mittlerweile habe ich verstanden ... Ich bin es mir schuldig, da einen Schlussstrich zu ziehen und mehr auf mich zu achten. Wieder neue Kraft durch Dinge schöpfen die mir guttun und die nur für mich sind.
Es war einfach alles drumherum ... der ständige Kampf um Sichtbarkeit. Der Druck, präsent zu sein. Content liefern, Reels schneiden, Geld verdienen, performen, funktionieren. Ich war nicht mehr ich. Ich war nur noch ein System, das Output liefert. Aber Kreativität und Erschaffen braucht eben was anderes. Stille. Zeit zum Träumen. Viel Zeit. Energie, Feuer.
Und irgendwann habe ich mich in dem Drumherum verloren und mein Feuer verloren.
Ich will keine Maschine mehr sein. Ich will wieder Mensch sein.
Fühlen. Atmen. Und mir die Liebe zurückholen, die ich jahrelang nach außen gegeben habe. Und ja, ich hoffe, ich werde irgendwann weiterschreiben. Denn das Schreiben war immer schon meine Art von Ausdruck, von Leben. Ein Teil meiner selbst.
Aber wenn ich nochmal schreiben sollte, wird es anders.
Für mich. In meinem Tempo. Ohne Deadlines. Ohne Druck. Ohne bangen auf Rezis und Sichtbarkeit.
Weil ich das Schreiben liebe. Aber nicht mehr das Veröffentlichen.
Anfang des Jahres habe ich Talions Geschichte begonnen. Ursprünglich mit dem Gedanken, sie als mein Abschiedsbuch zu veröffentlichen. Aber selbst da habe ich gemerkt ... Ich kann das nicht mehr. Und trotzdem ... Tal lebt weiter in mir. Vielleicht schreibe ich seine Geschichte irgendwann weiter. Ob ich sie je mit der Welt teilen werde? Ich weiß es nicht. Vielleicht komme ich irgendwann zurück. Vielleicht erscheint Tals Story dann als Pennys letztes Buch und vielleicht denke ich: Okay, here we go again und ich mach doch weiter, aber eben unter anderen Bedingungen, vielleicht mehr als Hobby, vielleicht geb mir nen neuen Namen und fang wieder an mit einem Neu Start. Ich weiß es gerade einfach nicht, aber ich weiß, ich darf meine Meinung ändern, sollte ich mich irgendwann wieder bereit fühlen.
Falls ja, erfahrt ihr es über meinen Insta Account (ironisch oder?)
Die Sache ist die, ich weiß grad überhaupt nicht, wie es jetzt weitergeht und wohin der Weg mich führt. Das ist verdammt beängstigend, aber ich weiß auch, dass ich mich auf diesem Weg wiederfinden werde.
Und dann schreibe ich vielleicht wieder, wenn ich will. Nicht mehr, weil ich muss.
Ich habe mehr erreicht, als ich je zu träumen gewagt hätte.
Ich habe Menschen berührt. Und ihr habt mich berührt.
Ich durfte Geschichten schreiben, Charaktere erschaffen, die so vielen geholfen haben (mir auch) und die ich über alles liebe. Ich habe so viel erreicht, worauf ich immer stolz sein werde. Das ist mehr, als ich je erwartet habe.
Ich danke euch.
Ich danke denjenigen die auch nach zehn Jahren immer noch da waren.
Die selbst zu The Monsters within Us noch Rezensionen geschrieben haben (ihr seid die wahren Superhelden! :D). Ich danke allen, die meine Bücher laut und mit Hingabe geliebt haben. Allen, die ihren Freunden von der Unfolding-Gang, den Skulls und den Rebels erzählt haben. Die mir geschrieben haben, wie viel Kraft und Mut ihnen die Bücher gegeben haben.
Denn ohne eure Liebe und Unterstützung wäre aus dem Hobby nie ein so großes Kapitel meines Lebens geworden.
Ich glaube, ihr werdet nie erfahren, wie dankbar ich für diese Zeit bin. Wie oft ich hier vor meinem Regal saß, meine Bücher angesehen habe und dachte: "Krass. Da will jemand, dass ich sein Buch signiere. Da ist jemand, der mir ganz vorsichtig eine Nachricht schreibt und sagt: 'Du wirst das wahrscheinlich nie lesen ...'" Weil dieser jemand mich für eine große Autorin hielt ... ein Wesen von einem anderen Planeten.
Dabei war ich immer nur Penny.
Die Außenseiterin, die Abstand zu den Nachbarn und fremden Menschen hält, weil sie so merkwürdig und nicht in die Welt passend ist. Penny, die ihre Wunden in den Geschichten verarbeitet hat. Die alle Mütter in Büchern zu Monstern machte, weil meine Mutter nie eine war.
Die in Bumsklamotten, BH-los und ungeschminkt vor dem Laptop saß und schrieb, fluchte, weinte, liebte und so so viel fühlte. Die mit Leo weinte, die mit Dario litt, die Teagan anfeuerte und Farren ihre Wunden gab.
Crazy, wie viel mir das bedeutet. Crazy, wie sehr ich einen Teil davon vermissen werde. Die Aufregung, damals vor den Veröffentlichungen. Die Freude, als ich neue Geschichten mit euch geteilt habe und da wirklich Leute waren, die nachts losgelesen haben. Die Halloween-Events, die Dini und ich so sehr geliebt haben. Es wird komisch, ohne das alles zu sein.
Aber ich werde neue Wege und meine Leidenschaft wieder finden, denn sie war immer ein Teil von mir. Ein Teil, den ich über alles geliebt habe und so sehr vermisse. Nur ist dieser Teil gerade unter einem Berg aus Erschöpfung begraben.
Ich hoffe, ihr erinnert euch vielleicht in ein paar Jahren noch an meine Bücher. Oder an Ty, K, Blake, Atria, Leo, Dario und die anderen, die für euch und für mich so viel mehr waren als nur fiktive Menschen. Sie waren mein Zuhause. Meine Außenseiter Gang, bei der ich mich zum ersten Mal nicht als Weirdo, sondern als Teil von etwas gefühlt habe.
Tief in mir weiß ich, dass ich diesen Schritt gehen muss. Und trotzdem habe ich eine Scheiß-Angst. Denn ich lasse damit nicht nur eine Identität los, sondern etwas, das ich mir aus dem Nichts aufgebaut habe.
Was, wenn ich einen Fehler mache? Was, ich es einfach noch etwas länger hätte versuchen sollen? Wenn Tals Buch wieder eingeschlagen wäre?
Ich weiß es nicht.
Aber ich weiß, dass ich mich nicht länger selbst verraten will, nur um irgendwie weiterzumachen. Dass ich mich nicht weiter ausbeuten darf, nur weil ich funktioniere.
Und dass ich kein Leben leben kann, ohne mein Feuer.
Ich gehe nicht, weil ich gescheitert bin. Ich gehe, weil ich mich wiederfinden will. Und wer weiß ... vielleicht lesen wir uns irgendwann wieder?
Macht's gut, Chapmaniacs!
Bleibt weiterhin laut, schrill und bunt.
Macht Fehler -viele Fehler- und lernt daraus.
Seid nett zu einander, bleibt offen und bleibt ihr selbst.
Liebt das Leben.
Dieses wilde, beängstigende Leben, auf dessen Wegen Hochgefühle, Liebe und wunderschöne Dinge warten. Genauso wie Verluste und schwarze Löcher, in die wir manchmal fallen werden, aus denen wir aber immer wieder einen Weg herausfinden.
Denn wir haben nur dieses eine Leben und wir haben ein verdammtes Recht darauf, glücklich zu sein.
Ich suche jetzt ein neues Glück für mich.
Danke für zehn verrückte, traurige, schmerzhafte, beängstigende und emotionale Jahre.
Love & Peace Penny

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